Gone going

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Jordan, 2015

the nap

the cold. inside out

Serbian Soldiers clean their tanks in front of a Shopping Center in Belgrade o 16. October 2014

Putzen in Belgrad

Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung von Belgrad von der deutschen Besatzung, ließ Serbien zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder Panzer für eine Militärparade aufrollen. Wochenlang haben die Serben vorher über diese Parade diskutiert; was sie bedeutet, ob sie wirklich nötig sei und warum sie eigentlich vier Tage zu früh stattfindet… Wladimir Putin kam zu einer Stippvisite und – so wird geschrieben – der russische Präsident hatte am 20. Oktober keine Zeit. Zu Ehren des hohen Gastes wurde die Geschichte etwas frisiert und gestern einfach früher paradiert.

Lange Reihen von putzenden Soldaten zierten die Straße rund um das Paradegelände. Das Kriegsgerät musste glänzen, nur viel genützt hat es nicht. Denn just als die Parade anfing, öffnete sich der Himmel und es regnete in Strömen. Hunderte, Tausende flüchteten von dem Gelände. Am Montag, dem eigentlichen Jubiläumstag, beträgt die Regenwahrscheinlichkeit übrigens 0 Prozent.

Serbian Soldiers clean their tanks in front of a Shopping Center in Belgrade o 16. October 2014Serbian Soldiers clean their tanks in front of Hypo Alpe Adria tower in Belgrade o 16. October 2014Three Serbian soldiers clean their jeep before parade on 16th of October in Belgrade

A Walk Around The Park

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Freude

Schulkinder in den tibetischen Regionen Chinas, 2007

tibet, china, buddhismus, monk, sunglasses

Buddhistische Coolness

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Litang, China, 2007

Weit schwimmen, lang fliegen

Drei Brüder streifen durch die Welt auf der Suche nach dem schönsten Ort der Erde und finden ihn nicht. Da treffen sie auf einem Hügel einen Wanderer: „Wo ist der schönste Ort?“, fragen sie ihn. Und er deutet wortlos auf den Horizont, an jene Stelle, an der sich Himmel und Meer vereinigen.
Die hungrigen Brüder fragen: „Wie gelangen wir dorthin?“ Und er antwortet: „Fliegen müsst ihr oder schwimmen!“ Und sie machen sich auf den Weg.
Sie schwimmen weit und fliegen lang und kommen doch nie an. Da kehren sie um und sagen zu dem Wanderer auf dem Hügel: „Wanderer, wir sind weit geschwommen und lang geflogen und haben ihn doch nie erreicht, den schönsten Ort.“
Und da sagt der Wanderer auf dem Hügel: „Das ist nicht möglich. Denn ich habe euch gesehen von hier oben, wie ihr geflogen seid und geschwommen. Ihr wart der Saum zwischen Himmel und Meer. Ihr wart genau dort, am schönsten Ort.“

Lykien, Türkei, Mai 2014

Das Ende der Welt

Carnarvon, Australien 2006

Stars & Bucks

Markendemokratie in Ramallah – hier kann man einen Kaffee im Stars & Bucks trinken, ein Sandwich im Sub & Deli essen und sich hinterher bei Facebook Phone eine neue Handyhülle kaufen

(es gab auch ein iHouse; leider habe ich aber nicht mehr geschafft, es zu fotografieren)

Eine Hexe bei Jesus

Via Dolorosa, Jerusalem, 2014

Drama Ramallah

Ramallah, 2014

Buschbrand

Buschbrand irgendwo in Australien, 2006

Ein Junge auf dem Nachtmarkt von Darwin

a boy on the night market at mindil beach in darwin australia stands among toys

Australien, Oktober 2006

Und das Prinzenpaar bleibt bis zum Schluss – Beim Seniorenfasching

Wenn wir 13 Jahre alt sind und es uns gelingt, uns den Weg in die Clubs zu lügen, dann schauen wir auf die Älteren, die nicht lügen mussten, um hereinzukommen und zwischen uns und ihnen liegen nur wenige Jahre und doch eine ganze Welt. Wenn wir 18 Jahre alt sind und nicht mehr lügen müssen und neuerdings in die angesagten Clubs gehen, dann sehen wir 30-Jährige und es ist etwas merkwürdig, denn zwischen uns und ihnen liegt noch eine ganze Generation. Wenn wir aber 70 Jahre alt sind, und zu einem Fasching gehen, dann treffen wir dort 87-Jährige und wir sind alle gleich, denn das Altern ist ein großer Befreier, das uns aus den Befangenheiten des Alltags löst.

So treffen sich die Herrschaften an einem Wochentag zum Seniorenfasching im Gemeinschaftshaus der Gropiusstadt zwischen grauen und nicht ganz so grauen Wohnhäusern. Sie haben sich für 15 Uhr verabredet, natürlich, denn das Altern nimmt uns auch die Pflicht immerzu strebsam und nüchtern zu sein, wenn die anderen in ihren Büros und Ämtern und Läden auch noch strebsam und nüchtern sind.

Vielleicht 100 Gäste sitzen an mehreren Tischreihen in diesem Haus, das eigentlich eine Halle ist. Um die Tische kreisen ein paar Mitglieder der Garde, die nachher mit Tamtam in den Saal einziehen werden. Sie schreiten in kleinen Grüppchen stolz auf und ab. Glöckchen an ihren Hüten bimmeln, Strass auf ihren Jacken glitzert und die Kümmerling-Flaschen klacken, wenn sie mit ihren Freunden anstoßen.

In den Winkeln und an den Wändern dieser kahlen Multifunktionshalle hängen große Papiersterne. Sie sind regenbogenfarben und gegenüber der Bühne lachen Masken. Statt Haaren kraulen sich Luftschlangen von ihrem Scheitel herab und auf der Bühne steht unter den Licht-Strahlern das Eberhard-Müller-Duo, das singen kann, aber manche Ton-Höhen nicht trifft.

Die Präsidentin der Garde, Frau Margot Hofmann, tritt an den Tisch der Ehrenamtlichen, die mittags die Sterne und die Masken aus dem Lager herangeschafft hatten. Sie bedankt sich mit einem feisten Lächeln und am Revers ihres Jacketts hat sie neun Anstecker von anderen Vereinen der Stadt hängen, neun allein aus diesem Jahr. Frau Hofmann warnt schon einmal, dass das Programm bis zur ersten Tanzpause noch etwas langweilig werde, weil es ja so schwer sei alle Leute zu kriegen, die seien ja alle berufstätig. Aber das Prinzenpaar, sagt Frau Hofmann, das bleibe wohl bis zum Schluss.

Die Herrschaften in der Halle finden es dabei nicht so schlimm, dass es Donnerstag ist und dass es etwas langweilig werden könnte und dass die Musiker nicht alle Töne treffen, sie streichen ihre Blusen glatt und straffen ihre Hemden. Sie fassen ihre Lieben an der Hand und schlängeln sich zwischen den Stühlen hindurch zur Tanzfläche, keiner beäugt sie dabei und dann tanzen sie, rot, rot, rot sind die Rosen, ganz langsam drehen sie sich umeinander und es werden immer mehr Paare. Alle kreisen um einen Mittelpunkt, den nur sie kennen und draußen zwischen den grauen Wohnhäusern kommen die Leute von der Arbeit heim und das Prinzenpaar, das bleibt bis zum Schluss.

Dieser Text erschien in Zitty, Ausgabe 25, in der Reihe: „Wir sind viele“, leicht verändert.

Fouad der Schweißer – Zaatari Flüchtlingslager – III

September 2013

Zaatari – Flüchtlingslager – II

Kinder im Zaatari Flüchtlingslager für Syrer, Nord-Jordanien, September 2013

zaatari, kid, horizon, refugee camp, clouds,

Zaatari – Flüchtlingslager – I

zaatari, kid, horizon, refugee camp, clouds,

Zaatari Flüchtlingslager, Jordan, September 2013

grandma

Oma

grandma

Oma, Amsterdam, Oktober 2013

Orthodox Jews watch IDF soldiers during their oath ceremony on Western Wall Plaza, Jerusalem, in March 2013

Wieder in Jerusalem

Orthodox Jews watch IDF soldiers during their oath ceremony on Western Wall Plaza, Jerusalem, in March 2013

Wenn die Bärte länger, die Hüte eigenartiger, die Gewehre größer und die Kuppeln goldener werden, wenn die Gassen enger, die Straßenbahnen voller, die Mitbewohner französischer und die Steine weißer werden, wenn Hügel sanfter rollen, Taxifahrer lauter schimpfen und die Sonne klarer scheint, dann weißt du, dass du wieder in Jerusalem bist. Hallo!

uwe behrens berlin mordkommissar tatort schauen

Tatort Berlin – dieser Mann ist ein echter Mordermittler

uwe behrens berlin mordkommissar tatort schauen Das ist Uwe Behrens. Er schaut gerade in der Kreuzberger Kneipe Yorckschlösschen den neuen Berliner Tatort „Gegen den Kopf“. Behrens schaut eigentlich keinen Tatort, früher mal, ja, als Schimanski noch im Ruhrpott ermittelte, das hat er gesehen. Aber heute lieber andere Serien. Und als er noch ein Kind war, gab es für ihn nur einen Pflichttermin: Aktenzeichen XY … ungelöst. „Das war wohl prägend“, sagt er. Denn Behrens ist Ermittler bei der fünften Berliner Mordkommission.

Er hat direkt nach dem Abitur bei der Polizei angefangen. Das war im Oktober 1987. Drei Jahre dauerte seine Ausbildung, er war in verschiedenen Bereichen eingesetzt, etwa in der Betrugs-Abteilung. „Da habe ich so spannende Sachen gemacht wie Konkurs-Verschleppung“, sagt er ironisch. „Das war gar nicht mein Ding“. Für Behrens gab es da viel zu wenig Ermittlungen draussen in der Stadt, zu wenig Vernehmungen. „Wir sind mit Kohorten von Steuerberatern gekommen, um Akten meterweise einzusammeln“. Nicht so spannend. Deswegen ab ins Mord-Dezernat. Seit 20 Jahren arbeitet er nun dort und es gab einen Fall, den er nicht vergessen kann.

Er war noch ganz neu bei der Kripo, da marschierte im Februar 1993 ein Mann in ein Autohaus am Tempelhofer Ufer, ging ins Büro, zog eine abgesägte Schrotflinte heraus und erschoss Doris Kirche, die seit 25 Jahren dort arbeitete. Kirche war eine unauffällige Mit-Fünfzigerin, sie arbeitete tadellos. Behrens und seine Kollegen wussten nicht, warum sie jemand hätte umbringen wollen. Sie suchten jahrelang nach Hinweisen. Behrens sagt: „Irgendwann war es mir fast egal, wer sie erschossen hat. Ich wollte nur noch wissen, warum diese Frau sterben musste.“ Fünf Jahre später kommt der entscheidende Hinweis. Die Täter werden verhaftet. Die Frau musste sterben, weil sie ihre große Wohnung in Wilmersdorf nicht aufgeben wollte. Der Immobilien-Makler Eberhard H. hatte den Mord in Auftrag gegeben. Würde in einer Tatort-Folge so ein Plot auftauchen, wir würden sagen: „Das ist ja Quatsch.“ Aber so banal kann das echte Morden sein. Und vielleicht eignet sich der Fall ja für einen Tatort über Gentrifizierung.

Den neuen Tatort findet Behrens übrigens „handwerklich gut gemacht“. Er findet sich und seine Polizeiarbeit darin wieder. Aber zum Tatort-Fan wird er nicht mehr. Er schaut lieber Dexter. Darin spielt ein Mordermittler die Hauptrolle, der tagsüber die Mörder fängt und nachts selbst Menschen tötet.

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Die Freunde der Kurden

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Kurden sagen: „Die Berge sind unsere einzigen Freunde „

Amedi, Irak, April 2013

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John Dyke, ein australischer Sänger in Berlin

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Das ist John Dyke. Er wuchs in Melbourne, Australien, auf und lebt nun als Sänger in Berlin. Das wäre gar nicht so besonders in dieser Künstlermetropole, wenn er nicht absolut fehlerfrei auf Deutsch singen und in einem Reihenhäuschen mitten in Berlin-Friedrichshain wohnen würde, mit Frau und Kindern und Gartendusche (siehe Foto).

Deutsch hat sich John Dyke mit alten Sprachkassetten aus den 70er-Jahren selbst beigebracht. Wer diese Videos sieht, muss sich wundern, dass er danach Deutschland überhaupt noch Ernst nehmen konnte. Als er vor 20 Jahren hierher kam, ging er in eine Bar. Er sagt: „Ich fand es einfach geil, dass man hier ein Bier bestellt und ein Strich auf dem Bierdeckel gemacht wird. Die Leute haben einem vertraut. In England etwa wäre das unvorstellbar.“

John Dyke war fasziniert von Deutschland, von der Band Kraftwerk. Er hat beim Schlagzeugmacher Sonor in der sauerländischen Provinz gearbeitet. Und das mit dem Deutsch und der Alltagskultur macht er so gut, dass er inzwischen eine Art Sonderbotschafter des Goethe-Instituts geworden ist. Da tritt er dann in New York oder in Usbekistan auf und singt solche Lieder:

vorort

ich bin sauer auf die stadt
mein leben hab ich satt
kann wieder schreiben oder lesen
was für ein geiles wesen

ich lebe in einem heim
mein gefühl ist: ganz allein
ich lebe in meinem vorort
und nichts passiert dort

nichts passiert dort
nichts passiert dort
nichts passiert dort

vorort vorort vorort
ich bin gefangen in meinem vorort
ich bin gefangen in meinem vorort
nichts passiert dort
ich bin gefangen in meinem vorort

omi ist gestorben
das hat alles verdorben
ich werd‘ alles erben
dann wird ich hier sterben

ich schau immer gloze
auf die schönheit könnte ich kotzen
mach die glotze aus
geh aus dem vorort raus
geh aus dem vorort raus

vorort vorort vorort
ich bin gefangen in mein vorort
ich bin gefangen in mein vorort
nichts passiert dort
ich bin gefangen in mein vorort baby

ich fühl mich nicht wohl
ich fühl mich ganz klein
muß mich ausdrucken
dann fühle ich mich fein

ich bin gefangen
ich bin gefangen

vorort……..
vorort……..
merhaba nachbar jetzt bin ich dort

Gunter Voelker, owner of "Deutscher Hof" Erbil, Irak

Gunter, deutscher Koch im Irak

Gunter Voelker, owner of "Deutscher Hof" Erbil, Irak

In dem großartigen Hamburg-Epos „Soul Kitchen“ gibt es eine Szene, in der ein Koch kündigt, in dem er mit seinem Messer einen Zettel an die Restaurant-Tür nagelt. Auf dem Zettel steht: „Der Reisende ist noch nicht am Ende, er hat das Ziel noch nicht erreicht.“

Dieser Koch könnte Gunter sein. Er betreibt ein deutsches Restaurant im Irak, genauer: in Erbil, der Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan. Als ich nach mehr als einem halben Jahr im Nahen Osten bei ihm ein Bier bestellte, war das ein bisschen als würde ich zurückkehren in die Welt, in der ich aufgewachsen bin. Seine Speisekarten waren schwarz, ein buntes, vertrautes Logo darauf. Die Brauerei, die sie geliefert hatte, habe ich oft gesehen, wenn ich als Junge mit meinen Eltern einen Fahrradausflug gemacht habe. Das Essen, das er anbietet, kannte ich von meiner Oma.

Gunter kommt aus Tabarz, einem Örtchen in Thüringen, dem gleichen Bundesland, aus dem ich auch stamme. Dass er mal Thüringer Klöse im Irak kocht, war alles andere als klar als er im Herbst 1989 einmal „spazieren“ ging, also demonstrieren war. Zur Rache berief ihn die DDR-Regierung in die Nationale Volksarmee ein, ein paar Wochen später fiel die Mauer und Gunter fand sich in einer Armee wieder, die gerade noch den Klassenfeind im Westen bekämpfen sollte, aber nun dabei war, die Vereinigung mit der Bundeswehr zu vollziehen. Gunter blieb. Er machte das, was er gelernt hatte. Er kochte. Auf dem Balkan, dann in Kabul – dort schließlich eröffnete er seinen ersten Deutschen Hof. Es lief gut bis es zuviele Anschläge gab. Gunter schloss ab und flog nach Hause. 30.000 investierte Euro waren weg. Neuer Versuch in Erbil, Irak. Bald auch auf Sri Lanka.

Als ich mit Gunter sprach, merkte ich, dass er nicht wieder in Deutschland leben kann. Draußen in der Welt, da kann er wer sein. In Deutschland wäre er nur ein ehemaliger Bundeswehr-Koch. Als ich ihn nach Deutschland frage, fragt er zurück: „Was will ich denn da?“

Hesam Misaghi, ein iranischer Dissident in Berlin

iran hesam misaghi blogger bahai dissident
Für Zeit Online habe ich ihn porträtiert.

thomas w. bundeswehr active fence syrien türkei patriot 2013 april

Thomas W.

thomas w. bundeswehr active fence syrien türkei patriot 2013 april

Das ist Thomas W.  Er ist einer von 300 Bundeswehr-Soldaten, die zu der Nato-Mission „Active Fence“ in der Südtürkei gehören.  Dort sollen sie die Zivilbevölkerung gegen Raketenangriffe aus Syrien schützen, ihr eigentlicher Gegner ist aber ein anderer: die Langeweile.

Lest meine Reportage über die deutschen Truppen in der Türkei hier.

Shoeshine Boy in Dohuk Iraq

Get rhythm – Schuhputzer im Irak

A Little shoeshine boy never gets low down
But he’s got the dirtiest job in town
Bendin‘ low at the peoples‘ feet
On the windy corner of the dirty street

Well, I asked him while he shined my shoes
How’d he keep from gettin‘ the blues

He grinned as he raised his little head
Popped a shoeshine rag and then he said
Get rhythm when you get the blues

Shoeshine Boy in Dohuk Iraq
– text by johnny cash –

Portrait of a Kurdish Peshmerga who fought 2003 in Operation "Enduring Freedom"

Wie ich einen Peschmerga in einem irakischen Taxi traf

Portrait of a Kurdish Peshmerga who fought 2003 in Operation "Enduring Freedom"

Halmat traf ich an einer staubigen Taxihaltestelle in Koia. 2003 kämpfte er während der Operation „Enduring Freedom“ an der Seite der Amerikaner in Kirkuk. Heute ist er der Bodyguard des Vize-Premierminister Kosrat Rasul, einem viel gerühmten Guerillakrieger, der der „kurdische Che Guevara“ genannt wird. Halmat ist ein Peschmerga, Mitglied der legendären kurdischen Guerilla-Armee.

Er sprach nur Kurdisch und Arabisch, ein bisschen Farsi; ich nichts davon. Er zeigte mir seinen Dienstausweis, auf dem stand alles in feinstem Englisch – Spuren der amerikanischen Besatzung. Daher weiß ich das alles.


Route nach Sulaymaniyah, Irak auf einer größeren Karte anzeigen

Halmat und ich teilten uns ein Taxi nach Sulaymaniah im Osten Kurdistan. Nachdem wir in der Stadt angekommen waren, suchte ich dort mein Hotel. Halmat wollte helfen, verstand aber nicht, wohin ich wollte. Da reichte er mir wortlos ein Telefon. Am anderen Ende sagte jemand auf Deutsch: „Hallo? Alles klar?“, im Hintergrund klingelte eine Ladenkasse. Die Stimme dirigierte uns schließlich zum Hotel. Es war Halmats Bruder, der in Aachen ein Geschäft hat. Der Bruder sagte schließlich: „Du, ich muss los. Der Laden ist voll, du weißt ja, wie die Samstage in Deutschland sind.“ Oh ja, das weiß ich.

Jetzt weiß ich aber auch, wie die Samstage in Kurdistan sind.

Azuz und der Fisch

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Azuz lachte einfach los als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte und im Rauch der kleinen, dunklen Hostellobby stand. Er warf den Namen irgendeines Schauspielers in den Raum, dem ich wohl ähnlich sehen soll, und da lachte auch die Polin neben ihm. Ich musste mitlachen. Ging nicht anders. Azuz ist so ein Mensch, den man auf Anhieb mag. Er hüpfte los zum Tresen der Rezeption.

Als er sah, wie ich „Germany“ auf den Zettel für die Ankunft schrieb, fragte er ganz non-chalant: „Wie geht es?“, und plauderte weiter. Er redete von Berlin und „Munscha“, meinte damit München. Er redete gut Deutsch. Nein, nein, in Deutschland war er nie gewesen. Das hat er sich selbst beigebracht. Als später ein Peruaner in die Lobby kam, sprach er Spanisch. Dann Italienisch, Englisch sowieso die ganze Zeit. Er telefonierte auf Arabisch. Ich wartete darauf, dass er gleich ein paar Witze auf Suaheli reißt. Witze, die er sich selbst ausgedacht hat.

Stattdessen erzählte er seine Geschichte: Vor 7 Monaten war er nach Amman, Jordanien, geflüchtet. 5 Jordanische Dinar, ungefähr 6 Euro, hatte er da in er Tasche. Er kommt aus Dar’a in Syrien, dem Ort, in dem der Aufstand gegen Baschar Assad mit ein paar Graffitis begann. Bei den ersten Demos war Azuz dabei. Das war ein großartiges Gefühl, sagt er. Wir waren stark, wir hatten keine Angst. Für die Kinder war es ein großes Abenteuer. Aber von Monat zu Monat wurde es schlimmer.

In Amman fragte er bei den Supermärkten und kleinen Läden nach Arbeit, fand welche und schließlich auch den Job mit dem Fisch bei einem Umweltschutzprojekt. Er kann dort forschen. Das mag er, so sehr, dass er ein Vorstellungsgespräch bei dem Flüchtlingshilfswerk der UN einfach verstreichen ließ.

Und das ist vielleicht ein gutes Zeichen. Denn zu Hause in Dar’a hatte Azuz Tiermedizin studiert. Das alte Leben von Zuhause geht noch weiter für ihn, wenigstens ein bisschen.

Lesetipps

Vor dem Sturm


Tower of David, November 2012

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Was Barack Obama von diesen Jungs lernen kann

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Das sind Itamar und Muthana. Itamar ist ein jüdischer Junge und Muthana Sohn von Beduinen. Sie sind beste Freunde und besuchen die gleiche Schule in Be’er Sheva, dem Tor zur Negev-Wüste. Dass sie die gleiche Schule besuchen, ist wirklich besonders, denn das Schulsystem in Israel ist sehr zerfasert. Juden und Araber haben jeweils eigene Schulen. Freunde wie Itamar und Muthana sind die Ausnahme.

Ich schreibe über ihre Schule für ein Kindermagazin und während ich formulierte, fiel mir etwas auf. Diesen Konflikt kindgerecht zu erklären, ist eigentlich gar nicht so schwer: „Zwei Völker, ein Land“ analog zu „Zwei Kinder, ein Spielzeug“. Selbst die Lösung ist ziemlich klar: „Teilt das Land, teilt das Spielzeug.“

Aber den Kindern zu erklären, warum noch niemand diesen Konflikt beenden konnte, wenn doch Gründe und Lösungen recht einfach sind, wäre sehr schwer. Nicht nur für mich, sondern die besten Wissenschaftler, denke ich. Liegt das daran, dass beide Seiten nicht miteinander reden? Weil es zuwenig Gelegenheiten gibt, zu denen sie sich treffen und austauschen können? Weil sie überhaupt gar nicht wollen?

Hier geht es um den „Prozess“, den Weg zwischen Grund des Konflikts und dessen Lösung.

Jeder, der das Patt aufbrechen will, muss einem Kind erklären können, wie er das schaffen will. Gelingt das bei Kindern nicht, gelingt es gar nicht.

Seine Initiative wird scheitern.

Said Jaqin, ein palästinensischer Siedler

Das Protestdorf Bab al-Karama war Teil eines größeren Trendes im Westjordanland: die Palästinenser wollen nun ihrerseits Fakten schaffen so wie es die jüdischen Siedler auf den Hügeln um sie herum tun. Getragen werden diese Proteste von Menschen wie Said Yaqin. Er ist Mitglied des lokalen „Popular Struggle Commitees“, dezentralen Organisationen, die friedlich gegen die Besatzung kämpfen wollen und damit auch Erfolg haben. Hier habe ich diese Bewegung beschrieben.

v.l.n.r.

Israel, die Mauer, das Westjordanland und Gaza (von links nach rechts)

– diese Woche in Ramallah aufgenommen –

Israeli Soldier looks into camera at oath ceremony at Western Wall Jerusalem, February 2013

Rührt euch!

Israeli Soldier looks into camera at oath ceremony at Western Wall Jerusalem, February 2013

Ein israelischer Soldat schaut sich um während er an der Klagemauer von Jerusalem vereidigt wird. Zugegeben: Das Ganze war etwas langweilig für die Soldaten, sie standen dort lange. Nur die angereisten Verwandten hatten ihren Spaß. Sie machten ein Foto nach dem anderen – genauso wie ich.

Purim

Es sieht aus wie Fasching in den christlichen Ländern und es fühlt sich an wie Fasching, ist es aber nicht: das jüdische Purim-Fest (wer da wohl von wem kopiert hat, ist nicht komplett bekannt). Zu Purim feiern jüdische Israelis die Rettung der Juden in Persien, wie sie in der Bibel beschrieben wird. Der Talmud sagt explizit dazu: „Jeder muss so viel Wein trinken, bis er nicht mehr unterscheiden kann zwischen ‚Verflucht sei Haman‘ [dem bösen Perser] und ‚Gelobt sei Mordechai‘ [einem jüdischen Held in dieser Geschichte]“ Im Ergebnis laufen heute ziemlich viele betrunkene Bienen, Super Marios, Weinachtsmänner und Zombies durch die Straßen, in den liberalen, säkularen Stadtteilen wie in den ultraorthodoxen Nachbarschaften.

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Warum wir auf den Nahostkonflikt starren

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Über Israels Koalitionsverhandlungen lesen wir alles, über die Millionen Tote im Kongo gar nichts. Der Nahostkonflikt ist die Obsession des Westens. Ein Erklärungsversuch. „Warum wir auf den Nahostkonflikt starren“ weiterlesen

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Sonnenstrahl

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Im palästinensischen Protestdorf Bab Al-Karama, Beit Iksa, Januar 2013. Im Hintergrund bauen zwei Männer eine provisorische Moschee.

Arafat, Doppelgänger, Double, Fatah, Look-A-Like, Mohammed, PLO, Ramallah, Westjordanland-2

Jassir Arafats Doppelgänger

Arafat, Doppelgänger, Double, Fatah, Look-A-Like, Mohammed, PLO, Ramallah, Westjordanland-2

Salem Smeirat ist ein einfacher Gemüsehändler aus Ramallah, dem der palästinensische Verkehrsminister einmal 10.000 Dollar geben wollte. Denn Smeirat hat ein besonderes Talent – augenscheinlich. „Jassir Arafats Doppelgänger“ weiterlesen

Verkündigungsbasilika Basilica of the Annunciation Nazareth Women Resting Pause Frau

Pause in Nazareth

Verkündigungsbasilika Basilica of the Annunciation Nazareth Women Resting Pause Frau

Eine Frau ruht sich in der Verkündigungsbasilika von Nazareth aus. Der Legende nach soll Gabriel hier der Jungfrau Maria erschienen sein. Religion kann so anstrengend sein.

– Oktober 2012 –

Bauhaus in Wadi Musa

Ich wollte Wadi Musa vom Dach unseres Hostels fotografieren während die Sonne untergeht – es war ein eher langweiliges Setting. Dann entdeckte ich diese Lampe und je länger ich sie betrachtete, schien sie mir völlig aus der Szenerie gefallen zu sein. Sie erinnerte mich in ihrer Klarheit an Bauhaus-Design. In diesem Bild wollte ich beides verschmelzen: dessen Kühle und die Hitze der Wüste.

IDF soldiers block the way for Palstinian Olive farmers near the village of Salem in the West Bank, October 2012 (1) (6)

Chicago

IDF soldiers block the way for Palstinian Olive farmers in the West Bank, October 2012 (4)

Auf der Oliventour war einer unter den Soldaten, der viel mir sofort auf, weil er aussah wie ein großer Junge mit Gewehr. Er wurde in Chicago geboren und ist eingewandert. Über seine Aufgabe im Westjordanland machte er sich keine Illusionen: „Ich beschütze die Siedler vor den Palästinensern und die Palästinenser vor den Siedlern.“

Hat Tip: Während ich herumschlich und Fotos machte und Distanz wahrte, hatte Vanessa einfach mal mit dem Soldaten geredet – und mir die Infos überlassen.  Danke!
IDF soldiers block the way for Palstinian Olive farmers near the village of Salem in the West Bank, October 2012 (1) (1)

Von Olivenöl bis Kryptonit – ein halbe Stunde im Westjordanland

IDF soldiers block the way for Palstinian Olive farmers near the village of Salem in the West Bank, October 2012 (1) (1)

Auf einer Tour im Oktober wollte ich eigentlich nur sehen, welche Probleme Israel den palästinensischen Olivenbauern bereitet – stattdessen lernte ich eine andere Lektion über die Besatzung: Kameras sind das Kryptonit der Soldaten. „Von Olivenöl bis Kryptonit – ein halbe Stunde im Westjordanland“ weiterlesen

Eliaz Cohen – Dichter, Siedler, Linker

Ich hatte die Siedlung Kfar Etzion besucht, um einen Dichter für Zeit Online zu porträtieren, einen wirklich erstaunlichen Mann. Denn Eliaz Cohen ist so etwas wie ein linker Siedler, hört sich verrückt an, aber unsere europäischen Begriffe von rechts und links greifen in Israel nicht immer. Denn Cohen sagte, dass er das Westjordanland nicht verlassen werde, das sei biblisches Land. Er sagte aber auch: Israel wird heruntergewirtschaftet, sein sozialistisches Erbe verschleudert, die Textur der Gesellschaft sei zerrissen. Dieses Land brauche eine soziale Erneuerung, weniger Iran und Rassismus, mehr Wohnungsbau und Toleranz. Wir sprachen letzte Woche miteinander und Cohen konnte über die Wahlen nur bitterlich lachen. Diese Woche allerdings zog Yair Lapid völlig überraschend mit 19 Sitzen in die Knesset, das israelische Parlament, ein. Sein Kernthema: Stärkung der Mittelschicht, wenn auch der nicht-religiösen. Und vielleicht ist das die Botschaft dieser Wahlen: Pessismus ist in Israel Alltagsware; der Friedhof der Hoffnungen ist groß. Aber deswegen muss niemand fatalistisch sein.

beit iksa al khamana palestine israel protest west bank tent camp Bab al Karama bab Al shams

Das palästinensische Protestdorf Al-Karama

beit iksa al khamana palestine israel protest west bank tent camp

Vor drei Tagen gründeten die Bewohner von Beit Iksa ein neues Dorf: Al-Karama. Mit diesem Zeltlager wollten sie gegen einen geplanten israelischen Mauerbau auf ihrem Land protestieren. Nach Bab-al-Shams war es das zweite palästinensische Zeltlager binnen weniger Wochen. Gestern Nacht wurde Al-Karama zerstört. Israelische Truppen brachten die Zelte weg und zertrümmerten das erste Steinhaus des Dorfes: die Moschee.    „Das palästinensische Protestdorf Al-Karama“ weiterlesen

Guten Morgen!

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Petra, Jordanien, 2012

Tours through Jordans Wadi Rum are not done by camel anymore but by Jeep. They times have changed since Lawrence of Arabia was here.

Japanisches Kamel

Tours through Jordans Wadi Rum are not done by camel anymore but by Jeep. They times have changed since Lawrence of Arabia was here.

Wadi Rum, Jordanien, 2012

Der Gärtner von Kfar Etzion

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Wie ich einen Siedler traf, der nur einen Wunsch hatte: einen Schlüsselanhänger aus Mannheim. „Der Gärtner von Kfar Etzion“ weiterlesen