Ich bin Journalist. Und seit heute auch noch ein bisschen mehr.

Ankündigungsplakat für den ersten Krautreporter-Lesertreff am 13. November 2014 im Wilma, Berlin

Ich bin 28 Jahre alt, die längste Zeit davon Journalist.
Manche meiner Aufgaben sind inzwischen Routine geworden. Was gut ist, denn bei meinem Telefonpensum darf ich einfach nicht mehr wie früher jedes Mal einen 20-minütigen Disput mit mir selbst halten bevor ich zum Hörer greife, nur weil ich so aufgeregt bin. Was aber auch schlecht ist, denn Routine bedeutet Langeweile, Gewohnheit, das Ende der Wachheit. Heute Abend aber habe ich etwas ganz Einfaches gemacht: ich habe meine Leser getroffen. 20 von ihnen kamen in eine wunderbar gemütliche Stube im Wedding zu einem Lesertreff von Krautreporter. Ich erzählte von meinen Westsahara-Recherchen, interviewte Said, der in einem Flüchtlingslager geboren wurde live vor Ort, wir diskutierten über neue Themen und darüber, was Krautreporter sein kann und sein soll. Manche dort waren Jahrgang 58, und manche Jahrgang 93, aber alle hatten sie Bock, sie waren freundlich, offen, überlegt, witzig und konstruktiv. Sie brachten mich in moralische Dilemmata, rissen den Vorhang meines Denkens auf, sagten genau das, was ich noch eine Stunde früher in der U-Bahn gedacht hatte. Sie gaben mir Anlass, sehr stolz auf sie zu sein. Was eigenartig ist, weil ich ja nichts mit diesen fremden Menschen gemein hatte, außer ein paar Krautreporter-Geschichten. Dieser Abend war alles andere als Routine. Ich musste sehr wach sein, um dort nichts zu verpassen. Ich bin die längste Zeit Journalist und seit heute Abend auch noch etwas anderes. Und das ist ziemlich gut.

Helft mir recherchieren: Russland, Serbien (und die EU)

Russlands Präsident Dmitri Medwedew spricht 2009 vor der serbischen Nationalversammlung. Quelle: Wikipedia / CC-SA-BY 3.0

Es war niemand aus der EU. Nicht der deutsche Bundeskanzler, der Kommissionspräsident oder der französische Präsident. Es war Dmitiri Medvedev, Präsident Russlands, der 2009 als erster ausländischer Würdenträger vor der serbischen Nationalversammlung sprach. Das ist ein Zeichen. Eine Mehrheit der Serben will nicht in die Nato, die das Land 1999 bombardiert hatte. Die serbischen Christen praktizieren die Orthodoxie, ähnlich den russischen. Und am 16. Oktober reist Wladimir Putin zu einem Kurztrip nach Belgrad, um der Befreiung der Stadt von den Nazis zu gedenken. Die Verbindungen zwischen den beiden slawischen Ländern Serbien und Russland sind eng.

Gleichzeitig will das Land Mitglied der EU werden. Seit 2009 brauchen Serben keine Visa mehr, wenn sie in den Schengen-Raum reisen.  2011 lieferte es die letzten, vom Haager Kriegsverbrechertribunal gesuchten Serben aus. Das schwierige Verhältnis zum Kosovo normalisiert sich in zwar kleinen, aber häufigen Schritten. Und seit Januar diesen Jahres verhandelt die EU offiziell mit dem Land über einen Beitritt.

Seit Beginn der Ukraine-Krise sitzt Serbien zwischen allen Stühlen – und darüber würde ich gerne für Krautreporter berichten. Ich reise in der dritten oder vierten Oktoberwoche in das Land. Natürlich gibt es ganz offensichtliche Stellen, an die ich mich wenden sollte, die Delegation der EU etwa oder das russische Kulturinstitut vor Ort.

Aber ich bin mir sicher, dass es auch noch Menschen und Orte gibt, die etwas über die Gratwanderung des Landes zwischen EU und RU erzählen können, aber mir nicht auf- oder einfallen würden.

Daher: Wenn ihr eine Idee oder einen Tipp habt, wen ich kontaktieren und sprechen soll,  meldet euch bitte bei mir. Egal, ob es das serbische Unternehmen ist, dass durch die EU-Sanktionen gegen Russland profitiert. Oder z.B. Serben, die, wie die  Tagesschau berichtet, auf Seiten der pro-russischen Separatisten in der Ukraine kämpfen.

Schreibt mir eine Mail, hinterlasst einen Kommentar oder sprecht mich auf Twitter an.

Danke!