SW #147 – Akzentuiertes Denken

In Deutschland glauben wir: Wenn jemand mit Akzent spricht, dann denkt er mit Akzent.

Shermin Langhoff, Intendantin Maxim Gorki Theater, KulturSpiegel 4/2014

SW #141 – There are more things

Um etwas zu sehen, muss man es verstehen. Der Sessel setzt den menschlichen Körper voraus, seine Gelenke und Gliedmaßen; die Schere die Tätigkeit des Schneidens. Was soll man von einer Lampe oder einem Wagen sagen= Der Wilde kann die Bibel eines Missionars nicht erkennen; der Passagier sieht nicht das gleiche Takelwerk wie die Matrosen. Wenn wir das Universum wirklich sähen, würden wir es vielleicht verstehen.

Jorge Luis Borges, „There are more things“ in Spiegel und Maske, Erzählungen 1970-1983

SW #140 – Wer zuerst macht

Dem abgeklärten Buddha erscheint das Getriebene der Welt lächerlich, weil er selbst gar nichts mehr damit zu tun hat. Dem Zyniker erscheinen die Gefühle der Mitmenschen lächerlich, weil er selbst keine Gefühle mehr hat. Dem Nichtfußballer erscheint es lächerlich, stundenlang hinter einem kleinen Lederball hinterherzulaufen. […] Man könnte behaupten, dass das Lebende immer lächerlich ist, denn nur das Tote ist ganz und gar nicht lächerlich.

Fritz Zorn, via

SW #129

Der Tod wird in diesem Dorf gemästet.

Ein herrenloser Esel suchte unter dem Vordach des ländlichen Hauses Schutz vor dem Regen und schlug die ganze Nacht mit den Hufen gegen die Schlafzimmerwand.

Gabriel García Márquez, Die böse Stunde

#SW 121

 In politics, as in religion, it is equally absurd to aim at making proselytes by fire and sword.

Alexander Hamilton, The Federalist Papers No. 1

SW #118

Wir versuchen eine vernünftige Zeitung zu machen, aber weil die Welt absurd ist, wird das scheitern.

Pascal Pia, Herausgeber von Combat, der Zeitung der französischen Resistance

SW #115 – Tschick

Es riecht nach Blut und Kaffee.

Wolfgang Herrndorf, “Tschick”

SW #108

Reisen – es macht dich zuerst sprachlos und verwandelt dich dann in einen Geschichten-Erzähler.

Ibn Batuta

SW #99

Wenn ich den Verstand verloren habe, soll’s mir auch recht sein, dachte Moses Herzog.

Saul Bellow, “Herzog”, erster Satz

SW #97

Unpassende Vergleiche sind schlimmer als Hitler.

Gerd Buurmann

SW #92

Ich bin doch nicht auf der Wurstsuppe hergeschwommen!

Mein alter Deutschlehrer

SW #91

Wenn Sie ein Gedicht suchen, werden Sie scheitern. Ein Gedicht muss zu Ihnen kommen.

Mein alter Deutschlehrer

SW #85

Ick seh dat so: Am Ende wird alles jut. Und wenn’s nich jut wird, is es noch nicht das Ende!

Andy, Neukölln in “Maria und Josef in Neukölln”, ZEIT, 19.12.2012

SW #81

Man kann morgens um fünf Uhr für das neueste Gerät [von Apple] anstehen. Man kann aber auch einen ganzen Tag lang vor dem Laden gegen unmenschliche Arbeitsverhältnisse protestieren.

Joachim Gauck, Bundespräsident der BRD

SW #73

Dass wir noch Nummern tauschten, nur Geste statt Genuss, und eine Kerbe mehr im Herzrahmen.

Markus Michalek, “Kapitalismus 2010”

SW #72

Aber die Berechtigung eines ehrlichen Mannes, die Zeit zu peitschen, darf nicht mit dicken Worten zunichte gemacht werden.

Kurt Tucholsky, “Was darf Satire?”

SW #71

Denn wir hatten mal einen, der nicht Schluss machen wollte mit sich, und schwor, lieber werde er uns alle mitnehmen, und schlug die Tür mit einem Donnerschlag hinter sich zu, da wackelte das Haus in allen Fugen. Das haben wir als Sorte gerade noch mal so überlebt. Wenn auch nur aus einem einzigen Grund: Er hatte die richtige Technik noch nicht

Werner Bräunig, “Rummelplatz”, S.89

SW #70

Tags, nach acht, wenn der Berufsverkehr die Straßen überspült, wenn die Straßenbahnen quietschen, würden die Menschen rüde. Nach acht würden sie ihre Ellenbogen ausfahren. Nach acht seien jene unterwegs, die noch keine Niederlagen kennen, sagt Hoffmann. Nach acht werde er wieder angerempelt.

Henning Sußebach

SW #65

Wir können allet. Twitter, Blog, scheißejal. Jeb mir en Kanal und isch bedien ihn dir. Und irgendwann, da biste so mürbe. Und dann, dann hab isch disch.

Christoph Goller, inspiriert durch Kir Royal http://www.youtube.com/watch?v=LdQyQLs2THM