Wütende Welt – Diese Karte zeigt (fast) alle Proteste seit 1979

Wenn es so etwas wie „politische Erdbeben“ gibt, dann sind die Mitarbeiter der Global Database of Events, Language, and Tone (GDELT) die Seismografen. Sie versuchen jeden politischen Protest der Erde zu kartografieren. Sie messen das Völkerzittern.

Der Politikwissenschaftler John Beieler hat diese Daten visualisiert. Seine Karte zeigt deutlich, dass die Proteste auf der Welt zugenommen haben. Es gibt sowohl mehr Proteste als auch mehr Proteste an verschiedenen Orten der Welt. Allerdings gibt es Einschränkungen bei der Interpretation der Karte:

  1. Die Daten stammen aus internationalen Nachrichtenquellen. Das heißt: Worüber nicht berichtet wurde, das findet sich auch nicht auf der Karte. Deswegen dürfte etwa Polen in den 1980er Jahren überraschend schwarz sein. Es kann zwar viele Demonstrationen gegeben haben, von denen hat die Welt aber kaum erfahren, weil die Regime-treuen Medien nicht darüber berichtet haben.
  2. Da die Daten nicht händisch, sondern mit Algorithmen verarbeitet wurden, wird plötzlich Wichita in Kansas, USA, zu einem der unruhigsten Orte der Erde. Dort landeten alle US-Proteste, bei denen die Computer keine Ortsmarke finden konnte.
  3. Die Proteste können zugenommen haben, müssen sie aber nicht. Foreign Policy zitiert einen GDELT-Mitarbeiter:

„In some other work we are doing right now, preliminary results suggest that as a percentage of all events captured in GDELT, protests have not become more common overall,“ he explained. „So, the majority of that increase in protest events over time stems from the increase in available digital media,“ especially news.

Aber, es ist ein Anfang. Wenn die Daten besser werden, wird auch die Aussagekraft der Karte besser.