SW #111

Muawiya personified ‘hilm’, the wisdom and patience of the Arab sheikh: “I apply not my sword when my lash suffices nor my lash when my tongue suffices. And even if but one hair is binding me to my fellow men, I don’t let it break. When they pull, I loosen, if they loosen I pull.

Simon Sebag Montefiore, “Jerusalem. The Biography”.

Gunter Voelker, owner of "Deutscher Hof" Erbil, Irak

Gunter, deutscher Koch im Irak

Gunter Voelker, owner of "Deutscher Hof" Erbil, Irak

In dem großartigen Hamburg-Epos „Soul Kitchen“ gibt es eine Szene, in der ein Koch kündigt, in dem er mit seinem Messer einen Zettel an die Restaurant-Tür nagelt. Auf dem Zettel steht: „Der Reisende ist noch nicht am Ende, er hat das Ziel noch nicht erreicht.“

Dieser Koch könnte Gunter sein. Er betreibt ein deutsches Restaurant im Irak, genauer: in Erbil, der Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan. Als ich nach mehr als einem halben Jahr im Nahen Osten bei ihm ein Bier bestellte, war das ein bisschen als würde ich zurückkehren in die Welt, in der ich aufgewachsen bin. Seine Speisekarten waren schwarz, ein buntes, vertrautes Logo darauf. Die Brauerei, die sie geliefert hatte, habe ich oft gesehen, wenn ich als Junge mit meinen Eltern einen Fahrradausflug gemacht habe. Das Essen, das er anbietet, kannte ich von meiner Oma.

Gunter kommt aus Tabarz, einem Örtchen in Thüringen, dem gleichen Bundesland, aus dem ich auch stamme. Dass er mal Thüringer Klöse im Irak kocht, war alles andere als klar als er im Herbst 1989 einmal „spazieren“ ging, also demonstrieren war. Zur Rache berief ihn die DDR-Regierung in die Nationale Volksarmee ein, ein paar Wochen später fiel die Mauer und Gunter fand sich in einer Armee wieder, die gerade noch den Klassenfeind im Westen bekämpfen sollte, aber nun dabei war, die Vereinigung mit der Bundeswehr zu vollziehen. Gunter blieb. Er machte das, was er gelernt hatte. Er kochte. Auf dem Balkan, dann in Kabul – dort schließlich eröffnete er seinen ersten Deutschen Hof. Es lief gut bis es zuviele Anschläge gab. Gunter schloss ab und flog nach Hause. 30.000 investierte Euro waren weg. Neuer Versuch in Erbil, Irak. Bald auch auf Sri Lanka.

Als ich mit Gunter sprach, merkte ich, dass er nicht wieder in Deutschland leben kann. Draußen in der Welt, da kann er wer sein. In Deutschland wäre er nur ein ehemaliger Bundeswehr-Koch. Als ich ihn nach Deutschland frage, fragt er zurück: „Was will ich denn da?“

Shoeshine Boy in Dohuk Iraq

Get rhythm – Schuhputzer im Irak

A Little shoeshine boy never gets low down
But he’s got the dirtiest job in town
Bendin‘ low at the peoples‘ feet
On the windy corner of the dirty street

Well, I asked him while he shined my shoes
How’d he keep from gettin‘ the blues

He grinned as he raised his little head
Popped a shoeshine rag and then he said
Get rhythm when you get the blues

Shoeshine Boy in Dohuk Iraq
– text by johnny cash –

Vor dem Sturm


Tower of David, November 2012

IDF soldiers block the way for Palstinian Olive farmers near the village of Salem in the West Bank, October 2012 (1) (6)

Chicago

IDF soldiers block the way for Palstinian Olive farmers in the West Bank, October 2012 (4)

Auf der Oliventour war einer unter den Soldaten, der viel mir sofort auf, weil er aussah wie ein großer Junge mit Gewehr. Er wurde in Chicago geboren und ist eingewandert. Über seine Aufgabe im Westjordanland machte er sich keine Illusionen: „Ich beschütze die Siedler vor den Palästinensern und die Palästinenser vor den Siedlern.“

Hat Tip: Während ich herumschlich und Fotos machte und Distanz wahrte, hatte Vanessa einfach mal mit dem Soldaten geredet – und mir die Infos überlassen.  Danke!

SW #94

Landscapes, in childhood’s dream, were so vast and silent. We looked backward through our memory for the prototype upon which all men had walked, between walls, toward such an open square as that in front where the road seems to end.

T. E. Lawrence (Lawrence of Arabia) describing Wadi Rum

SW #93

Greeting me sternly, [Lloyd George] remarked that complaints of me were reaching him from Jews and Arabs alike. I answered that this was all too probable, imagining for a moment from his tone that he was leading up to my resignation. “Well”, he said as we sat down, “If either side stops complaining, you’ll be dismissed.

Sir Ronald Storr, britischer Gouverneur von Jerusalem in den 1920er Jahren

Eliaz Cohen – Dichter, Siedler, Linker

Ich hatte die Siedlung Kfar Etzion besucht, um einen Dichter für Zeit Online zu porträtieren, einen wirklich erstaunlichen Mann. Denn Eliaz Cohen ist so etwas wie ein linker Siedler, hört sich verrückt an, aber unsere europäischen Begriffe von rechts und links greifen in Israel nicht immer. Denn Cohen sagte, dass er das Westjordanland nicht verlassen werde, das sei biblisches Land. Er sagte aber auch: Israel wird heruntergewirtschaftet, sein sozialistisches Erbe verschleudert, die Textur der Gesellschaft sei zerrissen. Dieses Land brauche eine soziale Erneuerung, weniger Iran und Rassismus, mehr Wohnungsbau und Toleranz. Wir sprachen letzte Woche miteinander und Cohen konnte über die Wahlen nur bitterlich lachen. Diese Woche allerdings zog Yair Lapid völlig überraschend mit 19 Sitzen in die Knesset, das israelische Parlament, ein. Sein Kernthema: Stärkung der Mittelschicht, wenn auch der nicht-religiösen. Und vielleicht ist das die Botschaft dieser Wahlen: Pessismus ist in Israel Alltagsware; der Friedhof der Hoffnungen ist groß. Aber deswegen muss niemand fatalistisch sein.

Guten Morgen!

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Petra, Jordanien, 2012

SW #88

Once you retire from the service, you become a bit of a leftist.

Yaacov Peri, former chief of Shin Bet, the Israeli domestic secret service that is responsible for the Palestinian territories. Quote from the documentary “The Gatekeepers”. 

SW #77

All the players in the Middle East do [moral double bookkeeping]. They keep one set of moral books, which proclaim how righteous they are, to show the outside world, and one set of moral books, which proclaim how ruthless they are, to show each other.

Thomas Friedman, “From Beirut to Jerusalem”, Anchor Books 1990, p. 165