Eine Hexe bei Jesus

Via Dolorosa, Jerusalem, 2014

Orthodox Jews watch IDF soldiers during their oath ceremony on Western Wall Plaza, Jerusalem, in March 2013

Wieder in Jerusalem

Orthodox Jews watch IDF soldiers during their oath ceremony on Western Wall Plaza, Jerusalem, in March 2013

Wenn die Bärte länger, die Hüte eigenartiger, die Gewehre größer und die Kuppeln goldener werden, wenn die Gassen enger, die Straßenbahnen voller, die Mitbewohner französischer und die Steine weißer werden, wenn Hügel sanfter rollen, Taxifahrer lauter schimpfen und die Sonne klarer scheint, dann weißt du, dass du wieder in Jerusalem bist. Hallo!

Screenshot Quentin Tarantions "Django Unchained" USA Germany Essay Slavery Holocaust

Schuld und Sühne, Sklaverei und Holocaust

Screenshot Quentin Tarantions "Django Unchained" USA Germany Essay Slavery Holocaust

Susan Neiman, Direktorin des Einstein-Forums in Potsdam, hat für das Aeon Magazine einen sehr interessanten Essay über Sklaverei in den USA und Vergangenheitsbewältigung in Deutschland geschrieben.

History and guilt

Can America face up to the terrible reality of slavery in the way that Germany has faced up to the Holocaust?

Ausgehend von Django Unchained, dem Anti-Sklaverei-Western von Quentin Tarantino (Affiliate Link), fragt sie sich, ob die USA in der Lage wären die gleiche Form der Vergangenheitsbewältigung durchzuführen wie wir Deutschen. Tarantino hatte bei der Deutschland-Premiere des Films selbst Sklaverei und Holocaust gleichgesetzt. Neiman schreibt:

Germans have been wrestling with the question of history and guilt for more than 60 years now. Their example makes clear just how many moral questions a serious contemplation of guilt must raise for America. These include what constitutes guilt, what constitutes responsibility, and how these are connected. A common slogan of second-generation Germans has been: ‘Collective guilt, no! Collective responsibility, yes!’ But the question of what responsibility entails has been politically fraught. Does taking responsibility for a violent history demand an eternal commitment to pacifism? Or to supporting the government of Israel whatever it does, as some argue? Or rather to supporting the Palestinian people whatever they do, as others have claimed?

Das sind starke Fragen für uns Deutsche, gerade für uns jungen der 3. Generation (ich bin 26 Jahre alt). Neiman zieht Vergleiche zu den USA, die diese Fragen nicht gestellt haben, obwohl es noch gar nicht so lange her ist, dass Schwarze in amerikanischen Bussen hinten sitzen mussten.

Ich glaube aber, dass der Fokus auf die USA noch zu kurz greift. Die Fragen müssen sich viele stellen: US-Amerikaner, Franzosen, Australier, Israelis, Türken, Iraker, Kurden, Chinesen. Denn – ohne dabei die spezifischen Bedingungen der verschiedenen Ereignisse in Frage stellen zu wollen – komme ich auf kein Land, das nicht an irgendeinem Punkt seiner Geschichte die Rechte anderer Völker mit Füßen getreten hat. (Falls euch eines einfällt, lasst es mich wissen.) Den anderen Menschen Leid zuzufügen scheint eine Konstante von Völkern, Nationen, Ländern zu sein.

Wenn man versucht, das zu begreifen, zu verstehen, dass es keine „gute Nation“ geben kann, „kein Licht der Heiden“, kein „God’s own country“, dass Nationen immer gleichzeitig gut und schlecht sind – dann wird es zu einer Lehrstunde in Demut, die man weder vergessen kann noch ignorieren. Deswegen ist Aufarbeitung so wichtig.

Foto: Szene aus „Django Unchained“: Leonardo di Caprio als ruchloser Sklavenhalter

Vor dem Sturm


Tower of David, November 2012

hagar, be'er sheva, school, israel, arab, jewish, bedouin, elemtary school.

Was Barack Obama von diesen Jungs lernen kann

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Das sind Itamar und Muthana. Itamar ist ein jüdischer Junge und Muthana Sohn von Beduinen. Sie sind beste Freunde und besuchen die gleiche Schule in Be’er Sheva, dem Tor zur Negev-Wüste. Dass sie die gleiche Schule besuchen, ist wirklich besonders, denn das Schulsystem in Israel ist sehr zerfasert. Juden und Araber haben jeweils eigene Schulen. Freunde wie Itamar und Muthana sind die Ausnahme.

Ich schreibe über ihre Schule für ein Kindermagazin und während ich formulierte, fiel mir etwas auf. Diesen Konflikt kindgerecht zu erklären, ist eigentlich gar nicht so schwer: „Zwei Völker, ein Land“ analog zu „Zwei Kinder, ein Spielzeug“. Selbst die Lösung ist ziemlich klar: „Teilt das Land, teilt das Spielzeug.“

Aber den Kindern zu erklären, warum noch niemand diesen Konflikt beenden konnte, wenn doch Gründe und Lösungen recht einfach sind, wäre sehr schwer. Nicht nur für mich, sondern die besten Wissenschaftler, denke ich. Liegt das daran, dass beide Seiten nicht miteinander reden? Weil es zuwenig Gelegenheiten gibt, zu denen sie sich treffen und austauschen können? Weil sie überhaupt gar nicht wollen?

Hier geht es um den „Prozess“, den Weg zwischen Grund des Konflikts und dessen Lösung.

Jeder, der das Patt aufbrechen will, muss einem Kind erklären können, wie er das schaffen will. Gelingt das bei Kindern nicht, gelingt es gar nicht.

Seine Initiative wird scheitern.

v.l.n.r.

Israel, die Mauer, das Westjordanland und Gaza (von links nach rechts)

– diese Woche in Ramallah aufgenommen –

Israeli Soldier looks into camera at oath ceremony at Western Wall Jerusalem, February 2013

Rührt euch!

Israeli Soldier looks into camera at oath ceremony at Western Wall Jerusalem, February 2013

Ein israelischer Soldat schaut sich um während er an der Klagemauer von Jerusalem vereidigt wird. Zugegeben: Das Ganze war etwas langweilig für die Soldaten, sie standen dort lange. Nur die angereisten Verwandten hatten ihren Spaß. Sie machten ein Foto nach dem anderen – genauso wie ich.

Purim

Es sieht aus wie Fasching in den christlichen Ländern und es fühlt sich an wie Fasching, ist es aber nicht: das jüdische Purim-Fest (wer da wohl von wem kopiert hat, ist nicht komplett bekannt). Zu Purim feiern jüdische Israelis die Rettung der Juden in Persien, wie sie in der Bibel beschrieben wird. Der Talmud sagt explizit dazu: „Jeder muss so viel Wein trinken, bis er nicht mehr unterscheiden kann zwischen ‚Verflucht sei Haman‘ [dem bösen Perser] und ‚Gelobt sei Mordechai‘ [einem jüdischen Held in dieser Geschichte]“ Im Ergebnis laufen heute ziemlich viele betrunkene Bienen, Super Marios, Weinachtsmänner und Zombies durch die Straßen, in den liberalen, säkularen Stadtteilen wie in den ultraorthodoxen Nachbarschaften.

qalandia festival palestine bright screen viewers silhouettes media middle east shadow

Warum wir auf den Nahostkonflikt starren

qalandia festival palestine bright screen viewers silhouettes media middle east shadow

Über Israels Koalitionsverhandlungen lesen wir alles, über die Millionen Tote im Kongo gar nichts. Der Nahostkonflikt ist die Obsession des Westens. Ein Erklärungsversuch. „Warum wir auf den Nahostkonflikt starren“ weiterlesen

Verkündigungsbasilika Basilica of the Annunciation Nazareth Women Resting Pause Frau

Pause in Nazareth

Verkündigungsbasilika Basilica of the Annunciation Nazareth Women Resting Pause Frau

Eine Frau ruht sich in der Verkündigungsbasilika von Nazareth aus. Der Legende nach soll Gabriel hier der Jungfrau Maria erschienen sein. Religion kann so anstrengend sein.

– Oktober 2012 –

Wie eine ‚Straßenschlacht‘ entstehen kann – nur im Kopf der Betrachter

Ein passender Epilog zum letzten Post: Der italienische Fotograf Ruben Salvadori zeigt, dass auch die schlimmste Straßenschlacht manchmal nur ein Schauspiel ist

IDF soldiers block the way for Palstinian Olive farmers near the village of Salem in the West Bank, October 2012 (1) (1)

Von Olivenöl bis Kryptonit – ein halbe Stunde im Westjordanland

IDF soldiers block the way for Palstinian Olive farmers near the village of Salem in the West Bank, October 2012 (1) (1)

Auf einer Tour im Oktober wollte ich eigentlich nur sehen, welche Probleme Israel den palästinensischen Olivenbauern bereitet – stattdessen lernte ich eine andere Lektion über die Besatzung: Kameras sind das Kryptonit der Soldaten. „Von Olivenöl bis Kryptonit – ein halbe Stunde im Westjordanland“ weiterlesen