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John Dyke, ein australischer Sänger in Berlin

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Das ist John Dyke. Er wuchs in Melbourne, Australien, auf und lebt nun als Sänger in Berlin. Das wäre gar nicht so besonders in dieser Künstlermetropole, wenn er nicht absolut fehlerfrei auf Deutsch singen und in einem Reihenhäuschen mitten in Berlin-Friedrichshain wohnen würde, mit Frau und Kindern und Gartendusche (siehe Foto).

Deutsch hat sich John Dyke mit alten Sprachkassetten aus den 70er-Jahren selbst beigebracht. Wer diese Videos sieht, muss sich wundern, dass er danach Deutschland überhaupt noch Ernst nehmen konnte. Als er vor 20 Jahren hierher kam, ging er in eine Bar. Er sagt: „Ich fand es einfach geil, dass man hier ein Bier bestellt und ein Strich auf dem Bierdeckel gemacht wird. Die Leute haben einem vertraut. In England etwa wäre das unvorstellbar.“

John Dyke war fasziniert von Deutschland, von der Band Kraftwerk. Er hat beim Schlagzeugmacher Sonor in der sauerländischen Provinz gearbeitet. Und das mit dem Deutsch und der Alltagskultur macht er so gut, dass er inzwischen eine Art Sonderbotschafter des Goethe-Instituts geworden ist. Da tritt er dann in New York oder in Usbekistan auf und singt solche Lieder:

vorort

ich bin sauer auf die stadt
mein leben hab ich satt
kann wieder schreiben oder lesen
was für ein geiles wesen

ich lebe in einem heim
mein gefühl ist: ganz allein
ich lebe in meinem vorort
und nichts passiert dort

nichts passiert dort
nichts passiert dort
nichts passiert dort

vorort vorort vorort
ich bin gefangen in meinem vorort
ich bin gefangen in meinem vorort
nichts passiert dort
ich bin gefangen in meinem vorort

omi ist gestorben
das hat alles verdorben
ich werd‘ alles erben
dann wird ich hier sterben

ich schau immer gloze
auf die schönheit könnte ich kotzen
mach die glotze aus
geh aus dem vorort raus
geh aus dem vorort raus

vorort vorort vorort
ich bin gefangen in mein vorort
ich bin gefangen in mein vorort
nichts passiert dort
ich bin gefangen in mein vorort baby

ich fühl mich nicht wohl
ich fühl mich ganz klein
muß mich ausdrucken
dann fühle ich mich fein

ich bin gefangen
ich bin gefangen

vorort……..
vorort……..
merhaba nachbar jetzt bin ich dort

SW #113

Es gibt viele Büchsen der Pandora. Sie laufen rum, schreiben SMS und riechen dann auch noch so spannend.

Unbekannt

Warum ich meinen Job liebe

Weil ich heute für zitty eine Reportage über eine recht neue Townhouse-Siedlung in Berlin geschrieben habe, deren erster Satz lauten konnte:

„Ungefähr dort, wo der kleine Luca gerade einen großen Rechen durch die Luft sausen lässt, kamen früher die Schweine an und wurden in den Schlachthof getrieben“.

Weil die Realität so absurd schön ist, so schön absurd.

SW #112

Die Zeit ist eine Maschine, die Leben zermahlt, das habe ich beim Schreiben dieses Buchs gelernt, aber hin und wieder gibt es auch Menschen, die die Zeit zermahlen.

David van Reybrouck, “Kongo”

SW #111

Muawiya personified ‘hilm’, the wisdom and patience of the Arab sheikh: “I apply not my sword when my lash suffices nor my lash when my tongue suffices. And even if but one hair is binding me to my fellow men, I don’t let it break. When they pull, I loosen, if they loosen I pull.

Simon Sebag Montefiore, “Jerusalem. The Biography”.

SW #110

Pictures don’t just speak a thousand words, they also speak a thousand languages.

Nick Bilton

Screenshot Quentin Tarantions "Django Unchained" USA Germany Essay Slavery Holocaust

Schuld und Sühne, Sklaverei und Holocaust

Screenshot Quentin Tarantions "Django Unchained" USA Germany Essay Slavery Holocaust

Susan Neiman, Direktorin des Einstein-Forums in Potsdam, hat für das Aeon Magazine einen sehr interessanten Essay über Sklaverei in den USA und Vergangenheitsbewältigung in Deutschland geschrieben.

History and guilt

Can America face up to the terrible reality of slavery in the way that Germany has faced up to the Holocaust?

Ausgehend von Django Unchained, dem Anti-Sklaverei-Western von Quentin Tarantino (Affiliate Link), fragt sie sich, ob die USA in der Lage wären die gleiche Form der Vergangenheitsbewältigung durchzuführen wie wir Deutschen. Tarantino hatte bei der Deutschland-Premiere des Films selbst Sklaverei und Holocaust gleichgesetzt. Neiman schreibt:

Germans have been wrestling with the question of history and guilt for more than 60 years now. Their example makes clear just how many moral questions a serious contemplation of guilt must raise for America. These include what constitutes guilt, what constitutes responsibility, and how these are connected. A common slogan of second-generation Germans has been: ‘Collective guilt, no! Collective responsibility, yes!’ But the question of what responsibility entails has been politically fraught. Does taking responsibility for a violent history demand an eternal commitment to pacifism? Or to supporting the government of Israel whatever it does, as some argue? Or rather to supporting the Palestinian people whatever they do, as others have claimed?

Das sind starke Fragen für uns Deutsche, gerade für uns jungen der 3. Generation (ich bin 26 Jahre alt). Neiman zieht Vergleiche zu den USA, die diese Fragen nicht gestellt haben, obwohl es noch gar nicht so lange her ist, dass Schwarze in amerikanischen Bussen hinten sitzen mussten.

Ich glaube aber, dass der Fokus auf die USA noch zu kurz greift. Die Fragen müssen sich viele stellen: US-Amerikaner, Franzosen, Australier, Israelis, Türken, Iraker, Kurden, Chinesen. Denn – ohne dabei die spezifischen Bedingungen der verschiedenen Ereignisse in Frage stellen zu wollen – komme ich auf kein Land, das nicht an irgendeinem Punkt seiner Geschichte die Rechte anderer Völker mit Füßen getreten hat. (Falls euch eines einfällt, lasst es mich wissen.) Den anderen Menschen Leid zuzufügen scheint eine Konstante von Völkern, Nationen, Ländern zu sein.

Wenn man versucht, das zu begreifen, zu verstehen, dass es keine „gute Nation“ geben kann, „kein Licht der Heiden“, kein „God’s own country“, dass Nationen immer gleichzeitig gut und schlecht sind – dann wird es zu einer Lehrstunde in Demut, die man weder vergessen kann noch ignorieren. Deswegen ist Aufarbeitung so wichtig.

Foto: Szene aus „Django Unchained“: Leonardo di Caprio als ruchloser Sklavenhalter

SW #109

On Jubilee Street there was a girl named Bee

She had a history but she had no past

When they shut her down the Russians moved in

Now I’m too scared to even walk on past

She used to say all those good people down on Jubilee Street

They ought to practise what they preach

Nick Cave & The Bad Seeds, “Jubilee Street”

SW #108

Reisen – es macht dich zuerst sprachlos und verwandelt dich dann in einen Geschichten-Erzähler.

Ibn Batuta

SW #107

Kurz vor seiner Abreise lernte er den berühmten Georg Forster kennen, einen dünnen, hustenden Mann mit ungesunder Gesichtsfarbe. Er hatte mit Cook die Welt umrundet und mehr gesehen, als irgendein anderer Mensch aus Deutschland, jetzt war er eine Legende, sein Buch war weltbekannt, und er arbeitete als Bibliothekar in Mainz. Er erzählte von Drachen und lebenden Toten, von überaus höflichen Kannibalen und Tagen, an denen das Meer so klar war, das man meinte, über einen Abgrund zu schweben, von Stürmen, so heftig, dass man nicht zu beten wagte. Melancholie umgab ihn wie ein feiner Nebel. Er habe zu viel gesehen, sagte er. Eben davon handle das Gleichnis von Odysseus und den Sirenen. Es helfe nichts, sich an den Mast zu binden, auch als Davongekommener erhole man sich nicht von der Nähe des Fremden. Er finde kaum Schlaf mehr, die Erinnerungen seinen zu stark. Vor Kurzem habe er Nachricht bekommen, dass sein Kapitän, der große und dunkle Cook auf Hawaii gekocht und gegessen worden sei. Er rieb sich die Stirn und betrachtete die Schnallen seiner Schule. Gekocht und gegessen, wiederholte er.

Er wolle auch reisen, sagte Humboldt.

Foster nickte. Mancher wolle das. Und jeder bereue es später.

Warum?

Weil man nie zurückkommen könne.

Daniel Kehlmann, “Die Vermessung der Welt”

SW #106

Flirting in German is a bit like bulldozers making love

@NeinQuarterly

Gunter Voelker, owner of "Deutscher Hof" Erbil, Irak

Gunter, deutscher Koch im Irak

Gunter Voelker, owner of "Deutscher Hof" Erbil, Irak

In dem großartigen Hamburg-Epos „Soul Kitchen“ gibt es eine Szene, in der ein Koch kündigt, in dem er mit seinem Messer einen Zettel an die Restaurant-Tür nagelt. Auf dem Zettel steht: „Der Reisende ist noch nicht am Ende, er hat das Ziel noch nicht erreicht.“

Dieser Koch könnte Gunter sein. Er betreibt ein deutsches Restaurant im Irak, genauer: in Erbil, der Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan. Als ich nach mehr als einem halben Jahr im Nahen Osten bei ihm ein Bier bestellte, war das ein bisschen als würde ich zurückkehren in die Welt, in der ich aufgewachsen bin. Seine Speisekarten waren schwarz, ein buntes, vertrautes Logo darauf. Die Brauerei, die sie geliefert hatte, habe ich oft gesehen, wenn ich als Junge mit meinen Eltern einen Fahrradausflug gemacht habe. Das Essen, das er anbietet, kannte ich von meiner Oma.

Gunter kommt aus Tabarz, einem Örtchen in Thüringen, dem gleichen Bundesland, aus dem ich auch stamme. Dass er mal Thüringer Klöse im Irak kocht, war alles andere als klar als er im Herbst 1989 einmal „spazieren“ ging, also demonstrieren war. Zur Rache berief ihn die DDR-Regierung in die Nationale Volksarmee ein, ein paar Wochen später fiel die Mauer und Gunter fand sich in einer Armee wieder, die gerade noch den Klassenfeind im Westen bekämpfen sollte, aber nun dabei war, die Vereinigung mit der Bundeswehr zu vollziehen. Gunter blieb. Er machte das, was er gelernt hatte. Er kochte. Auf dem Balkan, dann in Kabul – dort schließlich eröffnete er seinen ersten Deutschen Hof. Es lief gut bis es zuviele Anschläge gab. Gunter schloss ab und flog nach Hause. 30.000 investierte Euro waren weg. Neuer Versuch in Erbil, Irak. Bald auch auf Sri Lanka.

Als ich mit Gunter sprach, merkte ich, dass er nicht wieder in Deutschland leben kann. Draußen in der Welt, da kann er wer sein. In Deutschland wäre er nur ein ehemaliger Bundeswehr-Koch. Als ich ihn nach Deutschland frage, fragt er zurück: „Was will ich denn da?“

SW #105

Man sagt, Kurden haben die schönsten Augen, weil ihr Sprache verboten ist und ihr Leben in ihren Augen zu lesen ist.

Hesam Misaghi, ein iranischer Dissident in Berlin

iran hesam misaghi blogger bahai dissident
Für Zeit Online habe ich ihn porträtiert.

thomas w. bundeswehr active fence syrien türkei patriot 2013 april

Thomas W.

thomas w. bundeswehr active fence syrien türkei patriot 2013 april

Das ist Thomas W.  Er ist einer von 300 Bundeswehr-Soldaten, die zu der Nato-Mission „Active Fence“ in der Südtürkei gehören.  Dort sollen sie die Zivilbevölkerung gegen Raketenangriffe aus Syrien schützen, ihr eigentlicher Gegner ist aber ein anderer: die Langeweile.

Lest meine Reportage über die deutschen Truppen in der Türkei hier.

Von Deutschland nach Kurdistan – Reich des Geistes

Vor genau 80 Jahren verbrannten die Nazis Bücher in ganz Deutschland. Sie verbrannten Werke von Erich Maria Remarque, Erich Kästner, Sigmund Freud, Kurt Tucholsky, Karl Marx, um nur wenige zu nennen. Es war ein Menetekel, typisch für die einfallslosen Diktaturen: Erst wollten sie die Ideen vernichten, dann die Menschen dahinter.

In Sulaymania, Irak, wurde ich an die brennenden Stapel von Büchern erinnert. Ein kurdisches Musiker-Paar zeigten mir diese deutsche Doktorarbeit. Saddam Hussein hatte das Buch verboten, dem Paar gelang es trotzdem eine Ausgabe aus Beirut zu beschaffen. Ein bemerkenswerter Aufwand für eine Doktorarbeit aus den 1960er Jahren, die sie nicht lesen können, weil sie kein Deutsch können. Sie gingen ganz liebevoll damit um. Es war das Symbol ihrer Herkunft und Geschichte.

Saddam Hussein ist gescheitert, die Nazis sind gescheitert. Das Reich des Geistes ist stärker als das Dritte Reich jemals war oder irgendein brutales Regime jemals sein wird. .

SW #104

War is primarily not about victory or defeat but about death and the infliction of death. It represents the total failure of the human spirit.

Robert Fisk “The Great War for Civilization”

Shoeshine Boy in Dohuk Iraq

Get rhythm – Schuhputzer im Irak

A Little shoeshine boy never gets low down
But he’s got the dirtiest job in town
Bendin‘ low at the peoples‘ feet
On the windy corner of the dirty street

Well, I asked him while he shined my shoes
How’d he keep from gettin‘ the blues

He grinned as he raised his little head
Popped a shoeshine rag and then he said
Get rhythm when you get the blues

Shoeshine Boy in Dohuk Iraq
– text by johnny cash –

SW #103

“There must never again be and there will never again be a November 1918 in Germany,” was his first political resolution after a great many political ponderings and speculations. It was the first specific objective the young private politician set himself and incidentally the only one he truly accomplished. There was certainly no November 1918 in the Second World War—neither a timely termination of a lost war nor a revolution. Hitler prevented both.

Let us be clear about what this “never again a November 1918” implied. It implied quite a lot. First of all the determination to make impossible any future revolution in a situation analogous to November 1918. Secondly—since otherwise the first point would be left in the air—the determination to bring about once more a similar situation. And this implied, thirdly, the resumption of the war that was lost or believed to be lost. Fourthly, the war had to be resumed on the basis of a domestic constitution in which there were no potentially revolutionary forces. From here it was not far to the fifth point, the abolition of all Left-wing parties, and indeed why not, while one was about it, of all parties. Since, however, one could not abolish the people behind the Left-wing parties, the workers, they would have to be politically won over to nationalism, and this implied, sixth, that one had to offer them socialism, or at least a kind of socialism, in fact National Socialism. Seventh, their former faith, Marxism, had to be uprooted and that meant—eighth—the physical annihilation of the Marxist politicians and intellectuals who, fortunately, included quite a lot of Jews so that—ninth, and Hitler’s oldest wish—one could also, at the same time, exterminate all the Jews.

Sebastian Haffner, “The Meaning of Hitler”

Portrait of a Kurdish Peshmerga who fought 2003 in Operation "Enduring Freedom"

Wie ich einen Peschmerga in einem irakischen Taxi traf

Portrait of a Kurdish Peshmerga who fought 2003 in Operation "Enduring Freedom"

Halmat traf ich an einer staubigen Taxihaltestelle in Koia. 2003 kämpfte er während der Operation „Enduring Freedom“ an der Seite der Amerikaner in Kirkuk. Heute ist er der Bodyguard des Vize-Premierminister Kosrat Rasul, einem viel gerühmten Guerillakrieger, der der „kurdische Che Guevara“ genannt wird. Halmat ist ein Peschmerga, Mitglied der legendären kurdischen Guerilla-Armee.

Er sprach nur Kurdisch und Arabisch, ein bisschen Farsi; ich nichts davon. Er zeigte mir seinen Dienstausweis, auf dem stand alles in feinstem Englisch – Spuren der amerikanischen Besatzung. Daher weiß ich das alles.


Route nach Sulaymaniyah, Irak auf einer größeren Karte anzeigen

Halmat und ich teilten uns ein Taxi nach Sulaymaniah im Osten Kurdistan. Nachdem wir in der Stadt angekommen waren, suchte ich dort mein Hotel. Halmat wollte helfen, verstand aber nicht, wohin ich wollte. Da reichte er mir wortlos ein Telefon. Am anderen Ende sagte jemand auf Deutsch: „Hallo? Alles klar?“, im Hintergrund klingelte eine Ladenkasse. Die Stimme dirigierte uns schließlich zum Hotel. Es war Halmats Bruder, der in Aachen ein Geschäft hat. Der Bruder sagte schließlich: „Du, ich muss los. Der Laden ist voll, du weißt ja, wie die Samstage in Deutschland sind.“ Oh ja, das weiß ich.

Jetzt weiß ich aber auch, wie die Samstage in Kurdistan sind.

Azuz und der Fisch

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Azuz lachte einfach los als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte und im Rauch der kleinen, dunklen Hostellobby stand. Er warf den Namen irgendeines Schauspielers in den Raum, dem ich wohl ähnlich sehen soll, und da lachte auch die Polin neben ihm. Ich musste mitlachen. Ging nicht anders. Azuz ist so ein Mensch, den man auf Anhieb mag. Er hüpfte los zum Tresen der Rezeption.

Als er sah, wie ich „Germany“ auf den Zettel für die Ankunft schrieb, fragte er ganz non-chalant: „Wie geht es?“, und plauderte weiter. Er redete von Berlin und „Munscha“, meinte damit München. Er redete gut Deutsch. Nein, nein, in Deutschland war er nie gewesen. Das hat er sich selbst beigebracht. Als später ein Peruaner in die Lobby kam, sprach er Spanisch. Dann Italienisch, Englisch sowieso die ganze Zeit. Er telefonierte auf Arabisch. Ich wartete darauf, dass er gleich ein paar Witze auf Suaheli reißt. Witze, die er sich selbst ausgedacht hat.

Stattdessen erzählte er seine Geschichte: Vor 7 Monaten war er nach Amman, Jordanien, geflüchtet. 5 Jordanische Dinar, ungefähr 6 Euro, hatte er da in er Tasche. Er kommt aus Dar’a in Syrien, dem Ort, in dem der Aufstand gegen Baschar Assad mit ein paar Graffitis begann. Bei den ersten Demos war Azuz dabei. Das war ein großartiges Gefühl, sagt er. Wir waren stark, wir hatten keine Angst. Für die Kinder war es ein großes Abenteuer. Aber von Monat zu Monat wurde es schlimmer.

In Amman fragte er bei den Supermärkten und kleinen Läden nach Arbeit, fand welche und schließlich auch den Job mit dem Fisch bei einem Umweltschutzprojekt. Er kann dort forschen. Das mag er, so sehr, dass er ein Vorstellungsgespräch bei dem Flüchtlingshilfswerk der UN einfach verstreichen ließ.

Und das ist vielleicht ein gutes Zeichen. Denn zu Hause in Dar’a hatte Azuz Tiermedizin studiert. Das alte Leben von Zuhause geht noch weiter für ihn, wenigstens ein bisschen.

Lesetipps

Vor dem Sturm


Tower of David, November 2012

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Was Barack Obama von diesen Jungs lernen kann

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Das sind Itamar und Muthana. Itamar ist ein jüdischer Junge und Muthana Sohn von Beduinen. Sie sind beste Freunde und besuchen die gleiche Schule in Be’er Sheva, dem Tor zur Negev-Wüste. Dass sie die gleiche Schule besuchen, ist wirklich besonders, denn das Schulsystem in Israel ist sehr zerfasert. Juden und Araber haben jeweils eigene Schulen. Freunde wie Itamar und Muthana sind die Ausnahme.

Ich schreibe über ihre Schule für ein Kindermagazin und während ich formulierte, fiel mir etwas auf. Diesen Konflikt kindgerecht zu erklären, ist eigentlich gar nicht so schwer: „Zwei Völker, ein Land“ analog zu „Zwei Kinder, ein Spielzeug“. Selbst die Lösung ist ziemlich klar: „Teilt das Land, teilt das Spielzeug.“

Aber den Kindern zu erklären, warum noch niemand diesen Konflikt beenden konnte, wenn doch Gründe und Lösungen recht einfach sind, wäre sehr schwer. Nicht nur für mich, sondern die besten Wissenschaftler, denke ich. Liegt das daran, dass beide Seiten nicht miteinander reden? Weil es zuwenig Gelegenheiten gibt, zu denen sie sich treffen und austauschen können? Weil sie überhaupt gar nicht wollen?

Hier geht es um den „Prozess“, den Weg zwischen Grund des Konflikts und dessen Lösung.

Jeder, der das Patt aufbrechen will, muss einem Kind erklären können, wie er das schaffen will. Gelingt das bei Kindern nicht, gelingt es gar nicht.

Seine Initiative wird scheitern.

SW #102

Ideen, die die Welt entvölkern.

Saul Bellow, “Herzog”

SW #101

Above all, do not lose your desire to walk. Everyday, I walk myself into a state of well-being & walk away from every illness. I have walked myself into my best thoughts, and I know of no thought so burdensome that one cannot walk away from it. But by sitting still, & the more one sits still, the closer one comes to feeling ill. Thus if one just keeps on walking, everything will be all right.

Søren Kierkegaard

Said Jaqin, ein palästinensischer Siedler

Das Protestdorf Bab al-Karama war Teil eines größeren Trendes im Westjordanland: die Palästinenser wollen nun ihrerseits Fakten schaffen so wie es die jüdischen Siedler auf den Hügeln um sie herum tun. Getragen werden diese Proteste von Menschen wie Said Yaqin. Er ist Mitglied des lokalen „Popular Struggle Commitees“, dezentralen Organisationen, die friedlich gegen die Besatzung kämpfen wollen und damit auch Erfolg haben. Hier habe ich diese Bewegung beschrieben.

v.l.n.r.

Israel, die Mauer, das Westjordanland und Gaza (von links nach rechts)

– diese Woche in Ramallah aufgenommen –

Israeli Soldier looks into camera at oath ceremony at Western Wall Jerusalem, February 2013

Rührt euch!

Israeli Soldier looks into camera at oath ceremony at Western Wall Jerusalem, February 2013

Ein israelischer Soldat schaut sich um während er an der Klagemauer von Jerusalem vereidigt wird. Zugegeben: Das Ganze war etwas langweilig für die Soldaten, sie standen dort lange. Nur die angereisten Verwandten hatten ihren Spaß. Sie machten ein Foto nach dem anderen – genauso wie ich.

SW #100

In einem See von Blut und Schmerz, abgemagert vor Angst und dünn vor Verantwortung, war ich trotzdem auf seltsam ferne Art glücklich.

Ernst Augustin, SZ-Magazin, 1.3.2012

Der palästinensische Dichterprinz

In Deutschland casten wir drittklassige Models in unseren TV-Shows, in der arabischen Welt casten sie Dichter. Hier dichtet Tamim Barghouti 2007 über Jerusalem. Die Zuschauer jubeln, klatschen, johlen. Die Palästinenser werden danach Plakate von Barghouti auf den Straßen aufhängen – und man muss seine Worte gar nicht verstehen, um zu hören, dass er ein Wortmeister ist.

SW – Buzz Aldrin

Purim

Es sieht aus wie Fasching in den christlichen Ländern und es fühlt sich an wie Fasching, ist es aber nicht: das jüdische Purim-Fest (wer da wohl von wem kopiert hat, ist nicht komplett bekannt). Zu Purim feiern jüdische Israelis die Rettung der Juden in Persien, wie sie in der Bibel beschrieben wird. Der Talmud sagt explizit dazu: „Jeder muss so viel Wein trinken, bis er nicht mehr unterscheiden kann zwischen ‚Verflucht sei Haman‘ [dem bösen Perser] und ‚Gelobt sei Mordechai‘ [einem jüdischen Held in dieser Geschichte]“ Im Ergebnis laufen heute ziemlich viele betrunkene Bienen, Super Marios, Weinachtsmänner und Zombies durch die Straßen, in den liberalen, säkularen Stadtteilen wie in den ultraorthodoxen Nachbarschaften.

SW #99

Wenn ich den Verstand verloren habe, soll’s mir auch recht sein, dachte Moses Herzog.

Saul Bellow, “Herzog”, erster Satz

qalandia festival palestine bright screen viewers silhouettes media middle east shadow

Warum wir auf den Nahostkonflikt starren

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Über Israels Koalitionsverhandlungen lesen wir alles, über die Millionen Tote im Kongo gar nichts. Der Nahostkonflikt ist die Obsession des Westens. Ein Erklärungsversuch. „Warum wir auf den Nahostkonflikt starren“ weiterlesen

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Sonnenstrahl

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Im palästinensischen Protestdorf Bab Al-Karama, Beit Iksa, Januar 2013. Im Hintergrund bauen zwei Männer eine provisorische Moschee.

Arafat, Doppelgänger, Double, Fatah, Look-A-Like, Mohammed, PLO, Ramallah, Westjordanland-2

Jassir Arafats Doppelgänger

Arafat, Doppelgänger, Double, Fatah, Look-A-Like, Mohammed, PLO, Ramallah, Westjordanland-2

Salem Smeirat ist ein einfacher Gemüsehändler aus Ramallah, dem der palästinensische Verkehrsminister einmal 10.000 Dollar geben wollte. Denn Smeirat hat ein besonderes Talent – augenscheinlich. „Jassir Arafats Doppelgänger“ weiterlesen

Den besten Journalismus finden – 7 empfehlenswerte Kurateure

„Kuratierender Journalismus“ war vor vier Jahren ganz neu, dann ein kleiner Hype und ist inzwischen anerkannte Praxis. Es ist Zeit, die Kurateure zu kuratieren. Sieben Empfehlungen von mir.

Kuratieren als journalistisches Werkzeug ist aus der Nische gekommen und zu einem festen, akzeptierten Bestandteil des digitalen Journalismus geworden. Die Zeit der Grabenkämpfe – „Ist das wirklich Journalismus?“ – ist vorbei. Für Leser sind aufregende Zeiten angebrochen. Texte, die früher nur in Print-Magazinen veröffentlicht wurden, stehen jetzt online. New Yorker, Spiegel-Reportagen und Stücke aus dem SZ-Magazin. Wir müssen sie nur finden.

Man kann den richtigen Leuten auf Twitter folgen und den ganzen Tag unterhalten werden und staunen. Aber auf Twitter sind wir alle Zeitungsjungen, 140 Zeichen haben wir Platz, um zu empfehlen, wir müssen laut werden und das oft. Twitter ist als journalistisches Werkzeug nachrichtengetrieben, da übersehen wir vieles. Die in meinen Augen beste Geschichte des Jahres 2012, ein mitreißendes 125.000-Zeichen Epos über Fidel Castros amerikanischen General, habe ich nicht auf Twitter gefunden. Conor Friedersdorf hat sie mir per E-Mail empfohlen, wie ein guter Freund.

„The Best of Journalism“ – Conor Friedersdorf 

Conor Friedersdorf hat vor 5  Jahren begonnen, Lese-Empfehlungen an seine Freunde herumzuschicken. Daraus wurde ein veritabler Lese-Club. Denn für seine Empfehlungen verlangt Friedersdorf 23 $ im Jahr und die Leute zahlen gerne. Sicherlich hilft Friedersdorf, dass er beim Atlantic immer wieder zeigen kann, dass er selbst ein guter Schreiber ist. Dabei liest Friedersdorf nicht nur neue Geschichten, er geht auch in die Archive und kommt mit 30 Jahre alten Texten wieder heraus, die spannende Hintergründe für aktuelle Debatten liefern.

Typische Empfehlung

Liesmich

Liesmich gibt Empfehlungen für deutsche Texte. Diese sind mitnichten immer lang oder nur Reportagen, wie sie in ihrer Selbstbeschreibung schreiben. Die Güte entscheidet. Wer die Texte heraussucht, wissen die Leser allerdings nicht. Die Empfehlungen kommen aus dem Nichts und werden neutral angeteasert, was ich persönlich schade finde, aber nichts an der hohen Qualität der Tipps ändert.

Typische Empfehlung

Alternative

Longreads

Der englische Dienst Longreads stand Pate für viele Kurateure, für den inzwischen eingeschlafenen Twitter-Account „Gute Texte“ etwa und für Liesmich und Reportagen.fm augenscheinlich.  Auf Longreads muss ich mich allerdings nicht auf die anonymen Kurateure verlassen, sondern kann auch sehen, was die Community anklickt und das Archiv nach Lesezeit oder Wortzahl durchsuchen.

Typische Empfehlung

Byliner

Byliner ist wie Longreads nur auf Speed – und mit angeschlossener Buchhaltungsabteilung. Denn, wo sich Longreads durch Spenden und kleine Mitgliedsbeiträge finanziert, will Byliner nicht nur mit dem Kuratieren selbst Geld verdienen, sondern auch mit eigens in Auftrag gegebenen, langen journalistischen Texten: den „Byliner Originals“, die ich entweder einzeln kaufen oder mit einem Abo lesen kann. Gut 10 Dollar kostet ein Monatsabonnement, bei dem ich auch eine lesefreundlichere Variante der Texte im Archiv präsentiert bekomme. Im Archiv finden sich nach Byliner-Angaben über 50 Millionen Stücke, sortiert nach Autor und Thema. Ich kann einzelnen Autoren folgen, bekomme eine Benachrichtigung bei neuen Texten und sehe alle deren im Archiv verfügbaren Texte aufgelistet. Die Liste von John Jeremiah Sullivan habe ich immer noch nicht geschafft.

Weekly Filet

Leider hat der Schweizer Journalist David Bauer gerade eine Pause eingelegt. Sein „Weekly Filet“ erschien kürzlich zum 100. und vorerst letzten Mal. Ich nehme ihn aber dennoch in diese Liste auf. Damit er motiviert wird, weiterzumachen – und weil sein Archiv noch immer wertvoll ist. Bauer will „onyl the best food for thought“ versammeln. Das gelingt ihm gut. Hintergründige Fotos, Grafiken, Videos, Texte zu zumeist geselleschaftlich relevanten Entwicklungen in Technik und Wissenschaft findet er. Sie kommen aus oft – und das macht ihn einzigartig – eher abseitigen Quellen, die man nicht sowieso beobachtet. Oder haben Sie schon einmal von empiricalzeal.com gehört?

Nachtrag – 17.12 Uhr: Es geht weiter! Die nächste Ausgabe des Weekly Filet erscheint am 22.2. – gerne würde ich das jetzt auf diesen Blogpost zurückführen, aber diesen Entschluss hatte David schon früher gefasst.

Typische Empfehlung

„Brain Pickings“ von Maria Popova 

150.000 abonnieren ihren Newsletter, 270.000 folgen ihr auf Twitter, ein Porträt in der New York Times gibt es auch – Maria Popova ist die Königin des Kuratierens. In einer schier unglaublichen Frequenz entdeckt und beschreibt sie ihre Fundstücke auf der spendenfinanzierten Homepage brainpickings.org. Dabei zieht sie keine thematische Grenzen. Design, Wissenschaftsgeschichte, Literatur, Mathematik – alles verrührt sie zu einer unwiderstehlichen Mischung. Ihr Newsletter hat mir so schon viele Sonntage versüßt. Manchmal allerdings stört mich ihre uneingeschränkt bombastisch-positive Sprache, so dass ich das Mail-Abo am liebsten kündigen würde. Aber dann kommt wieder so eine Empfehlung zu Fahrrad-Design und ich bin versöhnt.

Typischer Text

„Next Draft – the days most fascinating news“  von Dave Pell 

Wenn Maria Popova die Königin des Kuratierens ist, dann ist Dave Pell ihr Hofnarr. Dave Pell verschickt jeden Abend unserer Zeit eine Mail mit Links zu den wichtigsten und interessantesten Dingen des Tages. Das wäre nichts besonderes, wenn er dabei nicht einen wunderbar selbstironischen, intelligenten Weg entwickelt hätte, die Teaser zu schreiben. Oft klicke ich auf keinen einzigen Link in seinem Newsletter. Das Lesen, auch per I-Phone-App möglich, genügt mir. Kostprobe aus der Weihnachtszeit:

The morning after attending a Bruce Springsteen concert, I told my kids that The Boss concluded the show by singing his famous version of Santa Claus is Coming to Town. My six year-old son immediately asked if he also sang I Have a Little Dreidel (in his defense, the name Springsteen does sound Jewish). As a Jewish parent, explaining the Santa story is especially tricky. If Santa is real, then why doesn’t he come to our house? And if Santa is a myth, then why shouldn’t we share that news with every other kid in our first grade class? Even for parents of kids who qualify for the naughty or nice list, deciding when to spill the beans about the man in red can be a touchy subject. In SlateMelinda Wenner Moyer wonders whether „The Santa Lie“ is hurting out kids. The short answer is no. (In my family, we’ll probably avoid the longer answer over a plate of latkes.)

Diese Liste hat natürlich Lücken. So suche und vermisse ich noch immer jemanden, der mir in persönlichem Stil die besten Videos empfiehlt. Oder jemanden, der die ganz bestimmt zahllosen großartigen Radio-Features und Reportagen und Podcasts sucht und schön aufbereitet. „Den besten Journalismus finden – 7 empfehlenswerte Kurateure“ weiterlesen

Verkündigungsbasilika Basilica of the Annunciation Nazareth Women Resting Pause Frau

Pause in Nazareth

Verkündigungsbasilika Basilica of the Annunciation Nazareth Women Resting Pause Frau

Eine Frau ruht sich in der Verkündigungsbasilika von Nazareth aus. Der Legende nach soll Gabriel hier der Jungfrau Maria erschienen sein. Religion kann so anstrengend sein.

– Oktober 2012 –

SW #98

Power is a lot like real estate. It is all about location, location, location. The closer you are to the source the higher your property value.

„House of Cards“ S01 E01

Bauhaus in Wadi Musa

Ich wollte Wadi Musa vom Dach unseres Hostels fotografieren während die Sonne untergeht – es war ein eher langweiliges Setting. Dann entdeckte ich diese Lampe und je länger ich sie betrachtete, schien sie mir völlig aus der Szenerie gefallen zu sein. Sie erinnerte mich in ihrer Klarheit an Bauhaus-Design. In diesem Bild wollte ich beides verschmelzen: dessen Kühle und die Hitze der Wüste.

SW #97

Unpassende Vergleiche sind schlimmer als Hitler.

Gerd Buurmann

IDF soldiers block the way for Palstinian Olive farmers near the village of Salem in the West Bank, October 2012 (1) (6)

Chicago

IDF soldiers block the way for Palstinian Olive farmers in the West Bank, October 2012 (4)

Auf der Oliventour war einer unter den Soldaten, der viel mir sofort auf, weil er aussah wie ein großer Junge mit Gewehr. Er wurde in Chicago geboren und ist eingewandert. Über seine Aufgabe im Westjordanland machte er sich keine Illusionen: „Ich beschütze die Siedler vor den Palästinensern und die Palästinenser vor den Siedlern.“

Hat Tip: Während ich herumschlich und Fotos machte und Distanz wahrte, hatte Vanessa einfach mal mit dem Soldaten geredet – und mir die Infos überlassen.  Danke!

SW #96

You have to make peace with your neighbours – not their government.

Guy I interviewed today

Wie eine ‚Straßenschlacht‘ entstehen kann – nur im Kopf der Betrachter

Ein passender Epilog zum letzten Post: Der italienische Fotograf Ruben Salvadori zeigt, dass auch die schlimmste Straßenschlacht manchmal nur ein Schauspiel ist

IDF soldiers block the way for Palstinian Olive farmers near the village of Salem in the West Bank, October 2012 (1) (1)

Von Olivenöl bis Kryptonit – ein halbe Stunde im Westjordanland

IDF soldiers block the way for Palstinian Olive farmers near the village of Salem in the West Bank, October 2012 (1) (1)

Auf einer Tour im Oktober wollte ich eigentlich nur sehen, welche Probleme Israel den palästinensischen Olivenbauern bereitet – stattdessen lernte ich eine andere Lektion über die Besatzung: Kameras sind das Kryptonit der Soldaten. „Von Olivenöl bis Kryptonit – ein halbe Stunde im Westjordanland“ weiterlesen

SW #95

A commander or an officer sees a camera and becomes a diplomat, calculating every rubber bullet, every step. It’s intolerable, we’re left utterly exposed. The cameras are our kryptonite.

An Israeli soldier serving in the West Bank

SW #94

Landscapes, in childhood’s dream, were so vast and silent. We looked backward through our memory for the prototype upon which all men had walked, between walls, toward such an open square as that in front where the road seems to end.

T. E. Lawrence (Lawrence of Arabia) describing Wadi Rum

SW #93

Greeting me sternly, [Lloyd George] remarked that complaints of me were reaching him from Jews and Arabs alike. I answered that this was all too probable, imagining for a moment from his tone that he was leading up to my resignation. “Well”, he said as we sat down, “If either side stops complaining, you’ll be dismissed.

Sir Ronald Storr, britischer Gouverneur von Jerusalem in den 1920er Jahren

Eliaz Cohen – Dichter, Siedler, Linker

Ich hatte die Siedlung Kfar Etzion besucht, um einen Dichter für Zeit Online zu porträtieren, einen wirklich erstaunlichen Mann. Denn Eliaz Cohen ist so etwas wie ein linker Siedler, hört sich verrückt an, aber unsere europäischen Begriffe von rechts und links greifen in Israel nicht immer. Denn Cohen sagte, dass er das Westjordanland nicht verlassen werde, das sei biblisches Land. Er sagte aber auch: Israel wird heruntergewirtschaftet, sein sozialistisches Erbe verschleudert, die Textur der Gesellschaft sei zerrissen. Dieses Land brauche eine soziale Erneuerung, weniger Iran und Rassismus, mehr Wohnungsbau und Toleranz. Wir sprachen letzte Woche miteinander und Cohen konnte über die Wahlen nur bitterlich lachen. Diese Woche allerdings zog Yair Lapid völlig überraschend mit 19 Sitzen in die Knesset, das israelische Parlament, ein. Sein Kernthema: Stärkung der Mittelschicht, wenn auch der nicht-religiösen. Und vielleicht ist das die Botschaft dieser Wahlen: Pessismus ist in Israel Alltagsware; der Friedhof der Hoffnungen ist groß. Aber deswegen muss niemand fatalistisch sein.

SW #92

Ich bin doch nicht auf der Wurstsuppe hergeschwommen!

Mein alter Deutschlehrer